Menschen, die viel Gemüse, Obst und Tee zu sich nehmen, könnten dadurch ein geringeres Risiko für eine spätere Demenzerkrankung haben. Das zeigt eine US-amerikanische Studie, die in der Zeitschrift Neurology veröffentlicht wurde. Untersucht wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Alzheimer und der Aufnahme von Flavonolen. Diese chemischen Verbindungen kommen in vielen Obst- und Gemüsesorten sowie in Getränken auf pflanzlicher Basis vor, etwa Tee und Wein.
Dass Flavonole einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, haben bereits frühere Studien gezeigt. So wird den Stoffen, mit denen Pflanzen auch Fressfeinde abwehren, beim Menschen eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Thomas M. Holland von der Universität Chicago und sein Team haben nun untersucht, ob sich die Aufnahme von Flavonolen langfristig auf die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz auswirkt. Dazu nutzten die Forscher*innen Angaben aus dem „Memory and Aging Project“ (MAPS) der Universität Chicago, einer Studie, die sich mit der geistigen Gesundheit im Alter befasst. Seit 1977 haben mehr als 1.000 hochbetagte Frauen und Männer daran teilgenommen.
Für ihre Studie werteten Holland und sein Team die Daten von 921 Senior*innen aus dem MAPS-Projekt aus. Sie waren durchschnittlich 81 Jahre alt und zu Studienbeginn nicht an Demenz erkrankt. Über sechs Jahre hinweg wurden sie jährlich zu ihren Essgewohnheiten befragt. Zudem machten sie Angaben zu ihrem Bildungsniveau, zu körperlichen und zu geistig stimulierenden Aktivitäten wie Lesen und Spielen. Ebenfalls jährlich gab es Tests um eine mögliche Demenzerkrankung festzustellen. Es zeigte sich, dass während der Studie 220 Menschen an Alzheimer erkrankten.
Hohe-Flavonol-Aufnahme verringerte das Demenzrisiko
In Bezug auf die Flavonole teilten die Forscher*innen die Teilnehmer*innen in fünf Gruppen ein. In der niedrigsten Gruppe nahmen sie etwa 5,3 mg pro Tag zu sich, in der höchsten Gruppe im Schnitt 15,3 mg pro Tag. Die Forscher*innen setzten die Aufnahme von Flavonolen nun in Beziehung mit einer späteren Alzheimer-Erkrankung und stellten einen deutlichen Zusammenhang fest. Aus der Gruppe mit der höchsten Flavonol-Aufnahme erkrankten 28 Personen an Alzheimer (15 Prozent), während es aus der Gruppe mit der niedrigsten Zufuhr 54 Personen waren (30 Prozent). Die Ergebnisse zeigten insgesamt, dass Senior*innen, die viele Flavonole aufnahmen, nur halb so häufig an einer Alzheimer-Demenz erkrankten.
Die Studie umfasste vier Kategorien von Flavonolen: Kaempferol, Quercetin, Isorhamnetin und Myricetin. Die wichtigsten Nahrungsmittel für jede Kategorie waren: Birnen, Olivenöl, Wein und Tomatensauce für Isorhamnetin; Grünkohl, Bohnen, Tee, Spinat und Brokkoli für Kaempferol; Tee, Wein, Grünkohl, Orangen und Tomaten für Myricetin; und Tomaten, Grünkohl, Äpfel und Tee für Quercetin. Alle außer Quercetin zeigten einen starken Zusammenhang mit einem verringerten Alzheimer-Risiko.
Zusammenhang, aber kein Beweis
Studienleiter Holland weist darauf hin, dass die Studie zwar einen Zusammenhang zwischen Flavonolen und dem Alzheimer-Risiko zeigt, aber nicht beweist, dass diese Stoffe direkt einen Rückgang des Krankheitsrisikos bewirken. Eine weitere Einschränkung der Studie besteht (wie bei vielen Ernährungsstudien) darin, dass die Fragebögen zu Essgewohnheiten von den Teilnehmer*innen selbst ausgefüllt und die Angaben daher möglicherweise ungenau sind.
Die Ergebnisse bezeichnet Holland dennoch als vielversprechend: “Mehr Obst und Gemüse zu essen und mehr Tee zu trinken, könnte für die Menschen eine ziemlich kostengünstige und einfache Möglichkeit sein, die Alzheimer-Demenz zu bekämpfen.” Da die ältere Bevölkerung weltweit zunehme, so Holland weiter, könne jeder Rückgang der Zahl der Menschen mit dieser verheerenden Krankheit, oder auch nur eine Verzögerung um einige Jahre, einen enormen Nutzen für die öffentliche Gesundheit haben.
Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie hier:
Dietary flavonols and risk of Alzheimer dementia (April 20)