Depressive Symptome und Stress bei pflegenden Angehörigen sowie Verhaltenssymptome bei Menschen mit Demenz können reduziert werden. Ein Ansatz dafür ist die sogenannte DICE-Strategie.
Angst, Depression, Gleichgültigkeit oder Umherlaufen – demenzbedingte neuropsychiatrische Symptome (NPS) sind eine große Herausforderung für Menschen mit Demenz, ihre Familienangehörigen und die Pflegenden. NPS bedeuten einen höheren Zeitaufwand für die Pflege und eine größere Belastung. Besonders dann, wenn mehr als vier Verhaltenssymptome vorliegen und damit ein sogenannter Kipppunkt erreicht ist.
Nicht-medikamentöse Strategien
Sowohl pflegenden Angehörigen als auch formellen Dienstleistern ist dabei nicht immer bekannt, dass Verhaltenssymptome Teil des Demenzprozesses und nicht „beabsichtigt“ sind. Darüber hinaus wissen viele nicht, so schreibt die Autorin weiter, dass es evidenzbasierte, nicht-medikamentöse Ansätze gibt, um Verhaltenssymptome systematisch zu erkennen und mit Hilfe von Strategien vorzubeugen und die Symptome zu mildern.
Eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen hat gezeigt: Es gibt mehrere wirksame Ansätze zur Unterstützung pflegender Angehöriger und zur Bewältigung von Verhaltenssymptomen. Mit Tests haben Forschende nachgewiesen, wie wirksam depressive Symptome und Stress bei pflegenden Angehörigen sowie Verhaltenssymptome bei Menschen mit Demenz reduziert werden können.
Aufklären und kombinieren
Demenzschulungen können Probleme lösen, doch Aufklärung alleine reicht nicht aus. Die Demenzaufklärung müsse mit nicht-pharmakologischen Strategien kombiniert werden, zum Beispiel mittels einer Vereinfachung der Kommunikation, der Umgebungsänderungen und Freizeitaktivitäten, die auf die Interessen und Fähigkeiten der Betroffenen abgestimmt sind. Weitere personenzentrierte Ansätze haben sich ebenfalls als erfolgversprechend erwiesen. Zu beachten sei, schreibt die Autorin, dass systematische Problemlösungstechniken individuell zugeschnitten sein müssen.
Wissenschaftlich belegter Lichtblick
In ihrem Expertenbeitrag stellt die Autorin dazu den sogenannten DICE-Ansatz vor (Describe, Investigate, Create and Evaluate). Ein bestimmtes Verhaltenssymptom, das die Person oder die Pflegenden am meisten belastet oder das ein Sicherheitsrisiko darstellt, wird zunächst identifiziert. Dann kommt das DICE-Verfahren zum Einsatz.
Im ersten Schritt wird das Verhalten eines betroffenen Menschen mit Demenz beschrieben, im zweiten Schritt sollen die Ursachen für sein Verhalten, etwa Müdigkeit, Schmerzen und Infektionen, ermittelt werden. Im dritten Schritt wird ein Behandlungsplan mit Strategien zur Abmilderung des Problems erstellt, wobei auch Elemente der Demenzaufklärung berücksichtigt werden. Ist der Behandlungsplan umgesetzt, kommt im vierten und letzten Schritt die Bewertung der Wirksamkeit der Strategien zum Tragen. „Auf den DICE-Ansatz folgen eine fortlaufende Bewertung und eine kontinuierliche Überwachung der Verhaltenssymptome“, heißt es in dem Beitrag.
Wissenschaftler*innen haben verschiedene Variationen des DICE-Ansatzes evaluiert. Das Ergebnis bestätigt die Wirksamkeit von DICE: Die Verhaltenssymptome bei Menschen mit Demenz lassen sich verringern oder beseitigen, das allgemeine Wohlbefinden der Pflegekräfte verbessert sich.
Dem gegenüber steht allerdings ein mangelndes Bewusstsein für Demenz und begrenzte Fachkenntnisse bei der Anwendung von nicht-pharmakologischen Strategien auf Seiten der Dienstleistungsanbieter und deren Pflegekräften.
Den Originalbeitrag finden Sie im Welt Alzheimer Report 2022 auf den Seiten 218 bis 220.
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