Ein Großteil der Menschen mit Demenz zeigt im Verlauf der Erkrankung sogenanntes “herausforderndes Verhalten”. Dazu zählen etwa Unruhe, Apathie, Aggression oder Schlafprobleme. Ein deutsches Forscherteam hat untersucht, ob sich solche Verhaltensweisen mit technischen Hilfsmitteln erkennen und vorhersagen lassen.
Es gibt zwar bereits viele verschiedene Instrumente und Fragebögen, mit denen Fachleute den Schweregrad und das Muster von herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz beurteilen können. Diese weisen allerdings auch Nachteile auf, da sie beispielsweise auf der Einschätzung eines Betreuers beruhen. Diese subjektive Bewertung hängt vom Gedächtnis des Betreuers ab und davon, wie viel Zeit er mit dem Menschen mit Demenz verbracht hat. Um eine objektiveres Bild zu erlangen, gerieten in den vergangenen Jahren zunehmend Methoden ins Blickfeld, die unabhängig von subjektiven Beobachtungen sind. Eine dieser Methoden sieht vor, dass Menschen mit Demenz sensorgestützte Systeme am Körper tragen, genauer gesagt: Beschleunigungsmesser.
Verhalten durch Sensorik und Echtzeitbeobachtungen untersucht
Doreen Goerss und Kolleg*innen von der Universität Rostock haben sich in diesem Zusammenhang mit einer spezielle Frage befasst: Können solche tragbaren Beschleunigungsmesser bei Menschen mit Demenz in Pflegeheimen herausforderndes Verhalten erkennen und vorhersagen? Für ihre Studie untersuchten sie die Verhaltensweisen von 17 Bewohnern aus zwei Pflegeheimen über einen Zeitraum von vier Wochen, und zwar mit Hilfe von Sensoruntersuchungen und Echtzeitbeobachtungen. Zusätzlich erfassten sie das Verhalten von acht der Teilnehmenden durch Videoaufzeichnungen. Die Frauen und Männer hatten mittelschwere bis schwere Demenz und waren zwischen 73 und 94 Jahre alt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Beschleunigungsmessungen hilfreiche Informationen über herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Demenz liefern können. Ein von den Forschern berechneter Punktwert aus Beschleunigungsmessern konnte mit verschiedenen Arten von erregtem Verhalten in Zusammenhang gebracht werden. Der Punktwert kann den Autor*innen zufolge so dazu beitragen, Verhaltensweisen von Betroffenen auf individueller Ebene vorherzusagen.
Die vollständige Studie finden Sie hier:
Automated sensor‐based detection of challenging behaviors in advanced stages of dementia in nursing homes (Feb 2020)