Fahrtauglichkeit und Demenz – ein sensibles Thema. Einerseits sind Demenzerkrankungen häufig schon früh mit kognitiven und nicht-kognitiven Einschränkungen verbunden, was die Sicherheit im Straßenverkehr gefährdet. Andererseits stellt das Autofahren für viele Menschen eine besondere Form der Autonomie dar, so dass jeder Einzelfall abgewogen werden sollte. Eine aktuelle Übersicht zeigt, wie sich unterschiedliche Formen von Demenz auf die Fahrtauglichkeit auswirken.

Ein Auto fährt auf einer Straße, zu sehen von hinten.

Die Wissenschaftler Max Toepper, PhD und Michael Falkenstein MD haben ihre Ergebnisse in der Zeitschrift The American Geriatrics Society veröffentlicht. Sie wollten herauszufinden, ob sich die verschiedenen Demenzformen in Bezug auf die Fahrtauglichkeit unterscheiden. Für ihre systematische Übersicht haben sie u.a. 53 Artikel zum Thema ausgewertet. Untersucht wurden ältere Menschen mit verschiedenen Formen von Demenz, darunter die Alzheimer-Erkrankung, vaskuläre Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz und Demenz bei Morbus Parkinson. Zudem wurden verschiedene Stadien der Erkrankung einbezogen, auch leichte kognitive Einschränkungen (MCI: mild cognitive impairment).

Fahrtauglichkeit im moderaten und schweren Stadium stark eingeschränkt

Die Ergebnisse der Übersicht haben die Autoren auch in einer Tabelle dargestellt: als „Risiko-Evaluation für die Fahrtauglichkeit in Abhängigkeit vom Schweregrad und der Form einer Demenz“. Sie zeigen, dass die Fahrtauglichkeit im moderaten und schweren Stadium stark eingeschränkt ist – unabhängig von der Form der Demenz. Nach Ansicht der Autoren ist das Fahren in diesen Stadien nicht mehr möglich, egal welche Demenzerkrankung vorliegt.

Im frühen bzw. leichten Stadium fanden die Wissenschaftler jedoch Unterschiede: Hier zeigten sich bei den Nicht-Alzheimer-Erkrankungen stärkere Auswirkungen auf die Fahrtauglichkeit als bei der Alzheimer-Erkrankung. Die Ursache sehen die Autoren darin, dass die Nicht-Alzheimer-Erkrankungen wie etwa die vaskuläre oder Frontotemporale Demenz nicht nur mit kognitiven Risikofaktoren verbunden sind, sondern auch mit nicht-kognitiven Faktoren wie Verhaltensauffälligkeiten oder motorischen Einschränkungen, die die Fahrtauglichkeit zusätzlich einschränken können.

Bei leichten kognitiven Einschränkungen (aMCI) oder im frühen Stadium der Alzheimer-Demenz kann das Autofahren nach Ansicht der Autoren noch möglich sein.

Empfehlung: Fahrtauglichkeit so früh wie möglich testen lassen

In ihrer Schlussfolgerung empfehlen Toepper und Falkenstein, die Fahrtauglichkeit so früh wie möglich testen zu lassen, am besten mit unterschiedlichen Test-Verfahren und regelmäßigen Follow-Ups. Die Ergebnisse sollten genau dokumentiert werden – auch aus haftungsrechtlichen Gründen. Die Autoren raten dazu, Patienten dringend über die mit ihrer Erkrankung verbundenen Risiken in Bezug auf das Autofahren zu informieren sowie über die Tatsache, dass das Fahren ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr möglich sein wird. Genau dieser Übergang müsse vorbereitet und auch begleitet werden, da der Verlust der eigenen Fahrfähigkeit häufig mit psychosozialen Problemen sowie reduzierter Mobilität, Autonomie und sozialer Teilhabe einhergehe.

Weitere Informationen finden Sie hier:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jgs.16077