Nichtmedikamentöse sogenannte psychosoziale Behandlungen sind bei der Verringerung enthemmter Verhaltensweisen bei Demenz wirksamer als pharmakologische Interventionen. Zu diesem Ergebnis kamen australische Forschende.
Impulsives Verhalten, ungesunde Ernährung, Aufdringlichkeit oder Apathie können Ausdruck von sogenannten enthemmten Verhaltensweisen bei Demenz sein. Sowohl bei den Betroffen als auch bei Menschen in deren Umfeld verursachen sie erheblichen Stress. Wie sich Enthemmung verringern lässt, überprüften australische Wissenschaftler*innen, indem sie systematisch 30 internationale Studien auswerteten. Demnach können pharmakologische und – noch stärker – psychosoziale Behandlungen zur Reduzierung der Enthemmung beitragen.
Vom Pflegemodell bis zu körperlichen Aktivitäten der Betroffenen
Die höchste Wirksamkeit von psychosozialen Interventionen bewiesen Modelle der Pflege und Betreuung, die Bildung, Ausbildung oder pädagogische Schulung des Pflegepersonals sowie körperliche Aktivitäten von Menschen mit Demenz. Im Bereich pharmakologischer Behandlungen führten Schmerztherapie, Antidepressive oder Antipsychotika zu signifikanten Behandlungserfolgen.
Individuelle Lösungen
In der Studie weisen die Wissenschaftler*innen auf die Heterogenität der Demenz und der damit verbundenen enthemmten Verhaltensweisen hin: „Jeder Fall sollte zu kreativen, individuellen Lösungen führen.“ Sie empfehlen des Weiteren, den Schwerpunkt der Therapie auf die einzelne Person zuzuschneiden und dabei kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Ansichten zu berücksichtigen. „Die medikamentöse Therapie sollte dann eingesetzt werden, wenn psychosoziale Behandlungsstrategien versagt haben und auch nur bei Bedarf und über einen kurzen Zeitraum.“
Hier geht’s zur Studie: