Ein weiterer Rückschlag für die Alzheimer-Forschung: In einer großen internationalen Studie wurden zwei Arzneimittel getestet, die den geistigen Abbau bei der erblich bedingten Form der Alzheimer-Demenz verlangsamen sollten. Beide Arzneimittel sollten die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn vermindern, die typisch für die Alzheimer-Erkrankung sind. Den geistigen Abbau haben sie jedoch nicht verhindert.
Geleitet wurde die Studie von der Washington University School of Medicine in St. Louis / USA. Die Wissenschaftler*innen untersuchten die Wirkung der zwei Antikörper “Gantenerumab” und “Solanezumab” bei Menschen mit der erblich bedingten Form der Alzheimer-Erkrankung, der so genannten “familiären Alzheimer-Erkrankung”. Diese Familien weisen eine genetische Veränderung auf, die zu einer früh einsetzenden Alzheimer-Demenz führt. Bei den Betroffenen beginnt der geistige Abbau ab dem 50ten, 40ten oder sogar 30ten Lebensjahr.
Die 194 Studienteilnehmer*innen wiesen noch keine oder allenfalls leichte Hinweise auf die Erkrankung auf, als sie mit der Einnahme der getesteten Medikamente begannen. Sie erhielten eines der beiden Medikamente oder ein Placebo und wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich fünf Jahren beobachtet. Die beiden aktuell getesteten Medikamente sollten die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn neutralisieren, bevor sich Anhäufungen bilden, doch keines erzielte eine Verlangsamung des geistigen Abbaus.
Forschungsansatz liegt auf frühem Beginn der Behandlung
Auch wenn die Vererbung für die Familien dramatisch ist, bildet sie für die Wissenschaft einen wichtigen Ansatzpunkt: Betroffene können identifiziert werden, bevor der kognitive Rückgang einsetzt. So lassen sich neue Therapien testen, die in der Frühphase einer (auch späten) Alzheimer-Erkrankung wirksam sein könnten. Wichtig erscheint diese Behandlung auch vor dem Hintergrund vergangener Kritik: Fehlschläge bei der Suche nach Alzheimer-Medikamenten wurden danach auf einen zu späten Beginn einer Behandlung zurückgeführt. Wenn es einmal zu einer Anhäufung der Beta-Amyloid- und Tau-Ablagerungen gekommen sei, lasse sich der Krankheitsverlauf nicht mehr aufhalten, so die Annahme. Daher liegt ein Forschungsansatz – auch der aktuellen Studie – auf einem möglichst frühen Beginn der Therapie.
An der Studie waren 42 Forschungszentren in 14 Ländern beteiligt, es handelte sich um eine Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Pharma-Unternehmen, staatlichen Forschungseinrichtungen, Patientenverbänden und privaten Spendern.
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Pressemitteilung der Washington University School of Medicine