Wissenschaftliche Evidenz und Nutzerqualität bei digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und deren Angehörigen

Hintergrund: Das Angebot an Apps mit Gesundheitsbezug ist groß, deren wissenschaftliche Evidenz ist jedoch fraglich. Das Ziel dieser Arbeit besteht in der Bewertung der wissenschaftlichen Evidenz und der Nutzerbewertung deutschsprachiger mobiler Gesundheitsanwendungen für Menschen mit Demenz (MmD) und deren pflegende Angehörige (pA).

Methoden: Die Suche nach den Gesundheitsanwendungen erfolgte systematisch nach den Qualitätsstandards des PRISMA-P in den Anwendungsstores (Google Play Store und Apple App Store) mit den Begriffen „Demenz‘‘, „Alzheimer‘‘, „Kognition‘‘ und „Kognitive Beeinträchtigung‘‘. Zusätzlich erfolgte eine systematische Literaturrecherche mit Bewertung der wissenschaftlichen Evidenz. Die Nutzerqualitätsbewertung wurde mit der „The German Version of the Mobile App Rating Scale‘‘ (MARS-G) durchgeführt.

Ergebnisse: Zu lediglich 6 der 20 eingeschlossenen Apps sind wissenschaftliche Studien veröffentlicht worden. Insgesamt wurden 13 Studien in die Bewertung eingeschlossen, wobei die App selbst nur in zwei Publikationen Gegenstand der Untersuchung war. Zudem ist zu beobachten, dass häufig methodische Schwächen wie kleine Gruppengrößen, eine kurze Studiendauer und / oder eine ungenügende Vergleichstherapie vorliegen. Die Gesamtnutzerqualität der Apps ist mit einem Mittelwert des MARS-Ratings von 3,38 als „akzeptabel‘‘ zu bewerten. Sieben Anwendungen konnten eine Punktebewertung von über 4,0 und damit eine gute Bewertung erreichen, allerdings unterschritten auch genauso viele Apps die akzeptable Grenze von 3,0.

Diskussion: Die Wirksamkeit der meisten Apps ist nicht wissenschaftlich belegt. Dieser festgestellte Mangel an Evidenz deckt sich mit den Angaben in der Literatur zu anderen Indikationsbereichen. Eine systematische und transparente Bewertung von Gesundheitsanwendungen ist notwendig, um die Endnutzer zu schützen und bei der Auswahl besser unterstützen zu können.

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Poster vorgestellt auf dem 11. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft am 29.09.2022

Michael Zeiler, Christina Chmelirsch, Nikolas Dietzel, Peter L. Kolominsky-Rabas

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