Eine spezielle Schulung kann die Pflegenden von Menschen mit Demenz, die in Pflegeheimen leben, ermutigen. Denn ein Team von internationalen Forschenden hat gezeigt, dass das „mySupport“-Programm sich positiv unter anderem auf Entscheidungsfindungen auswirkt.
Wer Menschen mit Demenz pflegt, übernimmt eine große Verantwortung. So müssen zum Beispiel stellvertretend wichtige Entscheidungen getroffen werden, wenn Demenzpatient*innen nicht mehr an Pflegegesprächen teilnehmen können. Doch was geschieht, wenn sich die pflegenden An- und Zugehörigen während der Entscheidungsprozesse unsicher fühlen? Ändert sich gar ihre Haltung gegenüber der Pflegetätigkeit? Wie lässt sich diesem Dilemma begegnen?
Die „mySupport“-Maßnahme ist ein Programm zur Vorausplanung der Pflege. Entwickelt und eingesetzt wurde es ursprünglich in Nordirland. Um über die zukünftige Pflege von Menschen mit Demenz sprechen zu können, erhielten pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz, die in Pflegeheimen wohnen, eine Aufklärungsbroschüre. „In der Broschüre werden der Verlauf der Demenz, mögliche Symptome und Komplikationen, die gemeinsame Entscheidungsfindung, Optionen der Palliativpflege sowie die Sterbephase und die Trauer behandelt.“
Bei der Entscheidungsfindung unterstützen
Teil der Maßnahme war auch die Möglichkeit, mit Hilfe eines geschulten Moderierenden eine Familienpflegekonferenz durchzuführen. Die Schulung informierte also die Angehörigen über die Möglichkeiten der Versorgung von Menschen mit fortgeschrittener Demenz am Lebensende, „um sie bei der Entscheidungsfindung für die Versorgung am Lebensende zu unterstützen.“
Forschende aus den Niederlanden, Großbritannien, Kanada, Irland, der Tschechischen Republik und Italien wiesen nun in einer aktuellen Studie die Wirksamkeit des mySupport-Programms bei den Pflegenden nach. „Unsere Ergebnisse könnten das Pflegeheimpersonal ermutigen, die pflegenden Angehörigen über Demenz und die Pflege am Lebensende zu informieren“, schreiben die Wissenschaftler*innen.
Sich informiert fühlen
Denn Pflegende, die an der Schulungsmaßnahme teilgenommen hatten, berichteten „weniger Unsicherheiten bei Entscheidungsfindungen“, erlebten weniger Entscheidungskonflikte und hatten das Gefühl, bei der Pflege die Kontrolle zu behalten. Am stärksten wirkte sich „mySupport“ auf das Gefühl aus, informiert und sich über Werte im Klaren zu sein.
Pflege positiver wahrgenommen
Außerdem nahmen die Pflegenden die Pflege positiver wahr als zuvor – sie waren also mit der Pflege in den Pflegeheimen zufriedener als die Kontrollgruppe. Des Weiteren schreiben die Autor*innen, dass die Zahl der Patientenverfügungen, die eine Behandlung wie zum Beispiel eine Intubation ablehnen, nach der Intervention höher war.
Die Studienergebnisse führten zu weiteren Erkenntnissen. Ist das mySupport-Programm angepasst, lässt es sich auf andere Länder übertragen. Die Ergebnisse „können dazu anregen, Kommunikationstrainings und Schulungen für Pflegeheimpersonal zu den Themen Pflegevorsorge, Demenz und Palliativversorgung als Kernelemente in die Lehrpläne aufzunehmen“, fassen die Wissenschaftler*innen zusammen.
Für die Studie wurden in sechs verschiedenen Ländern jeweils zwei Pflegeheime rekrutiert, in denen Menschen mit fortgeschrittener Demenz rund um die Uhr betreut werden. Zwischen November 2020 und Mai 2022 – also während der Covid-19-Pandemie – haben die Forscher*innen 88 pflegende An- und Zugehörige befragt.
Tipp für die Praxis: Der Einsatz von Programmen zur Vorausplanung der Pflege kann pflegende An- und Zugehörige entlasten, weshalb stationäre Einrichtungen diesen neuen Ansatz zur Vorausplanung der gesundheitlichen Versorgung anbieten sollten.
Hier geht’s zur Studie: