Smartphones und Tablets sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Die Zahl der mobilen Apps steigt rasant, auch im Gesundheitsbereich. Spanische Forscher*innen haben Apps untersucht, die speziell für pflegende Angehörige entwickelt wurden. Sie wollten überprüfen, ob die Anwendungen wirklich auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe zugeschnitten sind.
Diese Bedürfnisse, so Marina Sala-Gonzaléz und ihre Kolleg*innen, seien umfassend untersucht worden. Zu den am häufigsten genannten Bedürfnissen zählten die Gesundheit der Pflegenden, insbesondere die psychische, die zeitliche Beanspruchung, der Umgang mit mehreren Medikamenten, die Koordination von Terminen verschiedener medizinischer Fachkräfte, die emotionale Belastung, der Mangel an Freizeit, die Auswirkungen auf soziale Beziehungen sowie mangelnde Informationen über die Erkrankung und die Behandlung.
Im Hinblick auf diese Bedürfnisse könnten auch mobile Apps hilfreich sein, schreiben die Autor*innen. Sie könnten etwa bei der Bereitstellung von Aufklärungsinformationen, der Erinnerung an Arzttermine, der Koordination der Pflege und dem Umgang mit Medikamenten unterstützen. Ziel ihrer Studie war es daher, mobile Anwendungen für pflegende Angehörige zu bewerten und zu prüfen, ob diese unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Zielgruppe entwickelt wurden.
Ausführliche Interviews mit pflegenden Angehörigen geführt
Für ihre Übersichtsarbeit werteten sie elf Studien aus, die zwischen Januar 2011 und Juli 2020 veröffentlicht wurden. An den einzelnen Studien nahmen zwischen 4 und 90 Pflegende teil. Der Zeitraum, in dem sie die Apps testeten, reichte von einer Woche bis zu sechs Monaten. Die mobilen Apps, um die es jeweils ging, wurden zum Teil für Pflegende von Menschen mit Demenz entwickelt, zum Teil für Angehörige von Krebs-Patienten oder Personen mit anderen Erkrankungen.
Die Auswertung der Forscher*innen zeigte, dass die meisten Studien die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen berücksichtigt hatten, um Funktionen der App zu erstellen oder sie anzupassen. Dazu wurden zum Beispiel ausführliche Interviews mit den Angehörigen durchgeführt.
Was wurde am häufigsten genutzt was am besten bewertet?
Zu den häufigsten Funktionen der getesteten Apps zählten Zusammenfassungen mit Informationen über die zu pflegende Person, Bildungsinformationen (Informationen über die Erkrankung und die Behandlung), Dienstleistungen für Pflegende, Lösungen für häufige Probleme während der Pflege und Fragebögen zur Bewertung des Wohlbefindens der Pflegenden.
Am besten fanden die Teilnehmenden folgende Inhalte: die Bewertung des psychischen Wohlbefindens der Pflegenden, die Möglichkeit des Kontakts mit dem zuständigen medizinischen Ansprechpartner, die Beurteilung von Verhaltensstörungen, Informationen über verfügbare Dienste für Pflegende und Schulungsvideos mit praktischen Ratschlägen.
Zu den am häufigsten genutzten Funktionen zählten die Zusammenfassung der Informationen des Patienten, die Checkliste mit allgemeinen Symptomen (die Hinweise darauf gibt, ab wann ein Anruf im Krankenhaus ratsam ist), die Checkliste für Verhaltensprobleme, Bildungsinformationen und die Erinnerungsfunktionen.
Nachweise über Wirksamkeit sind selten
Nur drei der elf Studien untersuchten die Wirksamkeit der mobilen Anwendungen – und kamen zu positiven Ergebnissen. Auch frühere Studien haben gezeigt, dass Nachweise über die Wirksamkeit von Apps oftmals fehlen.
Das Fazit der Autor*innen fällt positiv aus: Mobile Anwendungen können danach eine gute Unterstützung für pflegende Angehörige sein, sofern sie nach ihren Bedürfnissen entwickelt wurden. Sie könnten dazu beitragen, die Belastung der Angehörigen zu verringern und ihre Lebensqualität zu verbessern.
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Hier finden Sie die vollständige Studie:
Mobile Apps for Helping Informal Caregivers: A Systematic Review (Dez 20)