„Das hätte ich mir schon früher gewünscht“, sagte eine Angehörige über die geplanten digiDEM Bayern-Angebote. Sie habe zunächst lange auf die Demenz-Diagnose ihres Mannes warten müssen und danach keine Unterstützungsleistungen in der Region gefunden. Rund 70 Besucher tauschten sich am 13.11.19 im Landratsamt Deggendorf im Rahmen einer Fachveranstaltung über das Thema Demenz und die Versorgungssituation aus.
Eingeladen hatte der Landkreis Deggendorf im Rahmen der Gesundheitsregion plus. „Demenz ist in unserem Landkreis ein wichtiges Thema, für das wir uns sehr engagieren“, sagte der stellvertretende Landrat Josef Färber. Er verwies insbesondere auf die Gesundheitsregion plus und dankte deren Geschäftsstellenleiter Rainer Unrecht, der sich auch des Thema Demenz persönlich annehme.
In zwei Vorträgen wurden unterschiedliche Aspekte des komplexen Themas angesprochen: Zunächst informierte Maria Kammermeier aus Regensburg über Möglichkeiten, wie die Kommunikation und das Leben mit Betroffenen gelingen können. Die Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Oberpfalz e.V. Selbsthilfe Demenz ging dabei auch auf die Belastung pflegender Angehörigen ein, die etwa herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz mit sich bringe.
Austausch mit Besuchern zeigt Versorgungsbedarf in der Region
Anschließend stellte Prof. Dr. med. Peter Kolominsky-Rabas, Leiter des Interdisziplinären Zentrums für Health Technology Assessment und Public Heath der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, das „Digitale Demenzregister Bayern“ vor, kurz „digiDEM Bayern“. Das Versorgungsprojekt fußt auf zwei Säulen: Zum einen wird ein bayernweites Demenzregister aufgebaut, um den Langzeitverlauf der Erkrankung besser zu verstehen und so die Versorgung besser planen zu können. Dazu werden flächendeckende Langzeitdaten zur Versorgung von Menschen mit Demenz und zur Belastung pflegender Angehöriger in allen sieben Regierungsbezirken Bayerns erhoben. Zum anderen wird digiDEM Bayern eine Online-Plattform mit Unterstützungsangeboten für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und für Ehrenamtliche einrichten. Das Projekt soll dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der Erkrankten und ihrer Angehörigen insbesondere in den ländlichen Regionen zu verbessern. Es wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert und ist Teil der Bayerischen Demenzstrategie.
Der Austausch mit den Besuchern, darunter viele Versorger, machte noch einmal die Relevanz des Projekts für die Versorgung in der Region deutlich. Eine geringe Angebotsdichte im Vergleich zum städtischen Raum und lange Anfahrtswege, die Menschen angesichts der Pflegebelastung in vielen Fällen nicht mehr auf sich nehmen können – hier können digitale Angebote wie digiDEM Bayern dazu beitragen, Versorgungslücken zu schließen.
Interdisziplinärer Projektverbund
digiDEM Bayern bildet einen Verbund aus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, vertreten durch das Interdisziplinäre Zentrum für Health Technology Assessment und Public Health (Leitung: Prof. Dr. med. Peter Kolominsky-Rabas) und den Lehrstuhl für Medizinische Informatik (Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch), dem Universitätsklinikum Erlangen, vertreten durch das Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung (Leitung: Prof. Dr. med. Elmar Gräßel) und dem Innovationscluster Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg (Vorstände: Prof. Dr.-Ing. Erich R. Reinhardt, Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler).