Der Hausarzt bzw. die Hausärztin hat eine Demenzdiagnose gestellt. Und jetzt? Welches Versorgungsmodell für Menschen mit Demenz ist dabei am wirksamsten? Wissenschaftler*innen haben nachgewiesen, dass Versorgungsmanagement in der Primärversorgung dann erfolgreich ist, wenn Versorger*innen aus unterschiedlichen Fachbereichen des Gesundheitswesens zusammenarbeiten und die Fallzahlen kleiner sind.
„Der multidisziplinäre Ansatz ist der effektivste Weg, um die beste postdiagnostische Unterstützung zu bieten, die Menschen mit Demenz und ihre Betreuer verdienen“, schreibt der Autor im Welt Alzheimer Report 2022. Die Zusammenarbeit von Hausärzt*innen und Krankenpflegekräften konzentriert sich dabei auf alle Aspekte der Demenzversorgung. Und sie schließt die mit der Krankheit verbundenen neuropsychiatrischen Symptome sowie die Belastung und den Leidensdruck der pflegenden Angehörigen mit ein.
Umfassende Betreuung
Die ganzheitliche, umfassende Betreuung bedeutet in der hausärztlichen Praxis den Fokus auf kleinere Fallzahlen und regelmäßige Termine mit Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Zu- und Angehörigen. Hinzu kommen die Aufklärung über die Krankheit sowie proaktive und rechtzeitige Nachuntersuchungen. Arzttermine könnten virtuell stattfinden, um lange Anfahrtswege zu vermeiden und um Menschen in abgelegenen Regionen zu erreichen. Auch Apotheker*innen können mit einbezogen werden, um zum Beispiel die Medikation eines Menschen mit Demenz einmal jährlich zu überprüfen. Weitere Unterstützung könnten etwa Sozialarbeiter*innen, Unterstützungsdienste für pflegende An- und Zugehörige wie beispielsweise Ortsgruppen der Alzheimer-Gesellschaft und Ergotherapeut*innen leisten, um eine „nahtlose, personenzentrierte Pflege“ zu gewährleisten.
Beleuchtet haben Wissenschaftler auch andere Modelle der Demenzversorgung wie zum Beispiel Gedächtniskliniken mit spezialisierter Betreuung, eine Primärversorgung mit fachärztlicher Unterstützung und integrierte Gedächtniskliniken der Primärversorgung. Deren Wirksamkeit konnte in Kosten-Wirksamkeits-Analysen entweder nur begrenzt oder gar nicht belegt werden.
Mit dem Modell des primärärztlichen Versorgungsmanagements schließt sich ein Kreis. Denn die meisten Demenzdiagnosen werden in der Hausarztpraxis diagnostiziert und auch dort die Betroffenen betreut.
Den Originalbeitrag finden Sie im Welt Alzheimer Report 2022 auf den Seiten 134 bis 136.