“Alexa, wie wird das Wetter heute?” oder “Siri, spiel bitte die 5. Sinfonie von Beethoven!”: Digitale Sprachassistenten, sogenannte Chatbots, sind mittlerweile weit verbreitet. Wie können sie Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen unterstützen? Um diese Frage geht es in einer aktuellen Studie.
Zum einen sei die Anzahl Internet-basierter Angebote für Betroffene in den vergangenen zehn Jahren gestiegen, so das US-amerikanische Forschungsteam um Nicole Ruggiano von der University of Alabama. Zum anderen seien Chatbot-Technologien allgemein immer beliebter geworden. Chatbots können über verschiedene Plattformen genutzt werden, darunter Webseiten, Smartphones (zum Beispiel Siri) und virtuelle Sprachassistenten für zuhause (zum Beispiel Alexa). Die Möglichkeiten des Austausches reichen dabei von einfachen, vorgegebenen Dialogen bis hin zu komplexer Kommunikation mittels künstlicher Intelligenz.
Erinnerung an Medikamenteneinnahme, Aufklärung über Symptome
Im Bereich der der Gesundheitsversorgung könnten digitale Sprachassistenten zum Beispiel an die Medikamenteneinnahme erinnern oder über Krankheitssymptome aufklären. Besondere Vorteile sehen die Forscher*innen bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen. Das gelte vor allem für diejenigen, die in ländlichen Gebieten lebten und für die es mitunter weniger Unterstützungsleistungen vor Ort gäbe. Für ihre Studie suchten die Autor*innen daher zwischen Dezember 2019 und April 2020 in den gängigen app stores sowie im Netz nach Chatbots, die sich speziell an diese Personengruppen richten.
Schwierigkeiten bei der Spracheingabe
Sechs Chatbots erfüllten die geforderten Voraussetzungen. Eine war textbasiert, die übrigen fünf waren mit der “Alexa Skills App” verbunden. Die Hälfte der Apps beinhaltete Informationen und Aufklärung über Demenz, bei der anderen Hälfte lag der Fokus auf dem Gedächtnis und Erinnerungen. Die sechs Chatbots wurden von den Autor*innen im Hinblick auf verschiedene Kriterien bewertet.
Die Beschreibungen in den App Stores waren der Bewertung zufolge ausführlich. Die Bedienung fanden die Prüfer*innen bei dem textbasierten Chatbot am einfachsten. Bei den Chatbots, die per Spracheingabe bedient wurden, gab es zum Teil Schwierigkeiten. So schien etwa die Spracherkennung von Alexa in einigen Fällen nicht flexibel in Bezug auf die Aussprache von Befehlen, oder sie erforderte einen bestimmten Befehl. Nur ein Chatbot schnitt bei allen Kriterien gut ab: ein Audio-Chatbot, der Fragen zur Lebensgeschichte des Benutzers durchging und diese Lebensgeschichte anschließend auf Befehl erzählen konnte.
Austausch durch Sprache oder Texteingabe
Alle Apps enthielten die Möglichkeit, sich durch Sprache oder Texte mit ihnen auszutauschen. Die Prüfer*innen fanden die Antworten der Apps zwar verständlich und logisch, nahmen sie aber als automatisiert wahr statt als natürliche Konversation. Nur eine App (Nr 3: ”My Life Story”) bestand den sogenannten “Turing-Test”. Dieser gibt Aufschluss darüber, ob jemand den Unterschied zwischen einer Unterhaltung mit einem Menschen und einem Computer erkennen kann.
Einige Apps enthielten auch Funktionen, um das Wohlbefinden der Benutzer*innen zu steigern, zum Beispiel ruhige Hintergrundmusik, Begrüßungen oder Gesprächsaufforderungen (”Erzählen Sie mir mehr!”).
Entwicklung für Menschen mit Demenz steht noch am Anfang
Das Fazit der Autor*innen fällt geteilt aus: Obwohl Chatbot-Technologien inzwischen gut etabliert seien und häufig genutzt würden, stecke ihre Entwicklung in Bezug auf Menschen mit Demenz und ihre Pflegenden noch in den Kinderschuhen. Besonders bei der Spracheingabe und der Handhabung gebe es noch einige Hürden.
Insgesamt betonen die Autor*innen jedoch die möglichen Vorteile der neuen Technologien in der Demenz-Pflege: Menschen mit Demenz und ihre Betreuer seien einem erhöhten Risiko der sozialen Isolation ausgesetzt, insbesondere Betroffene in Langzeit-Pflegeeinrichtungen. Hier könnten Chatbots eine sinnvolle Unterstützung sein. Zudem könnten sie in Kliniken und Pflegeeinrichtungen die Belastung des Personals verringern, indem sie auf Nachfrage wissenschaftlich geprüfte Informationen anböten.
Hier finden Sie die Studie: