Menschen mit Demenz leiden im Verlauf ihrer Erkrankung häufig unter Schlafstörungen. Nächtliches Aufwachen, exzessives Schlafen am Tag oder lange Einschlafphasen stellen für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine große Belastung dar. Wo die Ursachen liegen und welche Therapien sinnvoll sind, erläutern Experten des Münchner Klinikums rechts der Isar.
Ungefähr die Hälfte aller Patienten mit demenziellen Erkrankungen entwickle im Krankheitsverlauf Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus mit insomnischen Beschwerden, nächtlicher Unruhe, langen Tagschlafepisoden und wiederkehrenden Verwirrtheitszuständen, schreiben Dr. med. Dirk Schwerthöffer und Prof. Dr. med. Hans Förstl in der Zeitschrift „Der Neurologe & Psychiater“. Aufgrund der damit verbundenen Belastung für pflegende Angehörige sei dies einer der Hauptgründe für frühzeitige Heimeinweisung.
Wechselwirkung zwischen Schlaf und kognitiver Leistungsfähigkeit
Die Autoren gehen zunächst darauf ein, wie sich das Schlafverhalten im Alter generell verändert: Die Tiefschlafphasen in der Nacht nehmen ab, der Nachtschlaf wird häufiger unterbrochen, dafür wird öfter tagsüber geschlafen. Beim Zusammenhang von Schlaf und Demenz beschreiben sie eine Wechselwirkung. So würden Alzheimer-Erkrankte häufig unter erheblichen Schlafstörungen leiden, welche die kognitive Leistungsfähigkeit weiter verschlechterten. Schwerthöffer und Förstl stellen auch die unterschiedlichen Muster von Schlafstörungen je nach Demenzform dar, zum Beispiel u.a. eine verlängerte Einschlafphase bei der Alzheimer Demenz, häufiges nächtliches Erwachen bei der Lewy-Körperchen-Demenz und exzessive Tagesschläfrigkeit bei Demenzen im Zusammenhang mit der Parkinsonschen Krankheit.
Beschrieben wird auch das Syndrom des „Sundowning“, das eine Verschlechterung des kognitiven Zustands von Menschen mit Demenz am späten Nachmittag oder frühen Abend bezeichnet, weil die Reserven erschöpft sind. Es umfasst Symptome wie Ängstlichkeit, aggressives Verhalten, Umherwandern, Schreien oder auch Halluzinationen. Je weiter eine Demenz fortgeschritten ist, desto schwerer werden den Autoren zufolge die Schlafstörungen.
Kombination verschiedener Maßnahmen hilft am besten
Um die beschriebenen Schlafstörungen zu erkennen, empfehlen die Autoren als diagnostische Maßnahme die sog. Aktometrie (Untersuchungen von Schlafmustern mittels Bewegungsmessungen) und das Führen eines Schlaftagebuchs, je nach Grad der Demenz mit Hilfe von Pflegepersonen. Die sinnvollste Behandlung ist ihrer Einschätzung nach eine Kombination von Schlafhygiene (schlaffördernde Verhaltensweisen wie feste morgendliche Aufstehzeiten und entspannende Einschlafrituale), körperlicher und sozialer Aktivität, Lichttherapie und Medikamenten. In Bezug auf den Einsatz von Medikamenten weisen die Experten jedoch darauf hin, dass zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen sorgfältig gegen den therapeutischen Nutzen abgewogen werden müssten.
Den vollständigen Artikel finden Sie hier:
Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen bei demenziellen Erkrankungen (Januar 2020)