Die Pflege von Menschen mit Demenz ist für Angehörige eine große Herausforderung und mit emotionalen Belastungen verbunden. Welche Rolle spielen dabei Begleiterkrankungen von Demenzbetroffenen? Eine US-amerikanische Studie zeigt, dass insbesondere zwei Erkrankungen die Belastung von pflegenden Angehörigen deutlich erhöhen.
Die Situation von pflegenden Angehörigen wird häufig daran gemessen, wie stark ein Mensch mit Demenz bereits in seinen Alltagsfähigkeiten eingeschränkt ist – und wie sich dies auf den Angehörigen auswirkt. Courtney A. Polenick und Kolleg*innen von der Universität Michigan wollten jedoch untersuchen, ob auch Begleiterkrankungen wie Arthritis, Bluthochdruck, Diabetes, Schlaganfall, Osteoporose, Krebsleiden oder auch Herz- und Lungenerkrankungen die Belastung von pflegenden Angehörigen beeinflussen. Dazu werteten die Forscher*innen Angaben von 356 Menschen mit Demenz und deren pflegenden Angehörigen aus.
Höhere Belastung durch Diabetes und Osteoporose
Die Ergebnisse zeigen, dass Begleiterkrankungen die Situation für Angehörige deutlich erschweren können. So war die Wahrscheinlichkeit für eine hohe emotionale Belastung bei der Pflege mehr als zweimal höher, wenn der Mensch mit Demenz Diabetes hatte. Ein ähnliches Bild zeigte sich, wenn der Demenzbetroffene Osteoporose hatte. Die Autor*innen der Studie empfehlen daher, dass Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige den Umgang mit Diabetes und Osteoporose ausdrücklich berücksichtigen sollten.
Aufwendige medikamentöse Versorgung bei Diabetes
Denn zum einen erfordert Diabetes eine medikamentöse Versorgung, die bei Menschen mit Demenz häufig aufwendiger ist als ohnehin schon. Auch Komplikationen wie Unterzucker oder Überzucker sind wegen der Demenz schwieriger festzustellen und ziehen oft engmaschige Kontrollen nach sich. Zum anderen ist zwar die medikamentöse Behandlung von Osteoporose mit keinem großen Aufwand verbunden, jedoch besteht für Menschen mit Demenz mit dieser Erkrankung ein noch höheres Sturzrisiko mit häufig schwerwiegenden Komplikationen und sogar einer erhöhten Sterblichkeit. Diese Situation stellt für die pflegenden Angehörigen vor allem eine emotionale Belastung dar, da sie häufig mit der Angst leben, dass der Mensch mit Demenz stürzen könnte.
Leitlinien für pflegende Angehörige für die Behandlung von Diabetes oder Osteoporose könnten deren Wohlbefinden zu Gute kommen, so die Autor*innen. Zudem sehen sie ganzheitliche Versorgungsmodelle, bei denen Angehörige und Menschen mit Demenz als aktive Partner einbezogen werden, als vielversprechend an.
Die vollständige Studie finden Sie hier:
Medical Comorbidities of Dementia: Links to Caregivers’ Emotional Difficulties and Gains (Nov 2019)