Im Zentrum des Versorgungsprojekts „digiDEM Bayern“ stehen digitale Angebote. Wie Betroffene und Angehörige diese nutzen können und wie ihre Daten gesichert werden, erläutert Professor Hans-Ulrich Prokosch, Leiter des Lehrstuhls für Medizinische Informatik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Eine Säule von digiDEM Bayern bildet ein digitales Demenzregister, das Langzeitdaten von Betroffenen und Angehörigen erfasst. Wie funktioniert das und wie sichern Sie die hochsensiblen Daten?

Für die Registerstruktur arbeiten wir mit einem webbasierten Erfassungstool, mit dem wir bereits sehr positive Erfahrungen bei früheren Projekten gemacht haben, etwa am Universitätsklinikum Erlangen. Die Vorteile im Vergleich zur traditionellen papierbasierten Erhebungsform liegt unter anderem in erheblicher Zeit- und Kostenersparnis und in der Vermeidung von Inkonsistenzen. Das System kann Fehleingaben erkennen, entsprechend nachfragen und die Angaben auf Vollständigkeit und Plausibilität prüfen. Die Registerdaten werden pseudonymisiert und anschließend verschlüsselt übertragen, so dass von außen keine Identifizierung der befragten Personen möglich ist.

Viele ältere Menschen haben gar keinen Zugang zum Internet. Wie sollen sie die geplanten Angebote nutzen?

Studien haben gezeigt, dass die Kinder von Betroffenen oft die Treiber bei der Suche nach Hilfe sind. Wir hoffen also, dass sie eine Mittlerfunktion übernehmen, auf digiDEM Bayern hinweisen und bei der Nutzung der Angebote helfen. Hinzu kommt: Die Generation, die jetzt älter wird, hat immer mehr Zugang zum Netz, perspektivisch werden also voraussichtlich immer mehr ältere Menschen das Netz nutzen.

In einigen ländlichen Gebieten ist die Internetverbindung nach wie vor sehr schlecht. Wie gehen Sie damit um? 

Das ist ein Problem, das bei unseren Planungen eine Rolle spielt und über das wir uns weiter Gedanken machen müssen. Grundsätzlich sollten Menschen in ländlichen Gebieten natürlich die gleichen Chancen und den gleichen Zugang zum Netz haben wie alle anderen. Das liegt zwar nicht in unserer Hand, aber wir werden für dieses wichtige Anliegen werben, wo es uns möglich ist.

Es gibt schon viele digitale Angebote im Bereich Demenz. Wieso brauchen wir noch mehr?

Mit digiDEM Bayern möchten wir Betroffenen helfen, unter der großen Zahl von Angeboten die für sie relevanten herauszufiltern. Daher wird zum Beispiel der geplante digitale Wegweiser standortbezogen und personalisierbar sein, um Betroffenen möglichst konkret und individuell helfen zu können.