Studien zufolge gibt es Unterschiede sowohl beim Zeitpunkt der Diagnosestellung als auch bei der Behandlung von Menschen mit Demenz zwischen städtischen und ländlichen Regionen. US-amerikanische Forscher*innen wollten herausfinden, wie ausschlaggebend diese Unterschiede sind.
Hintergrund der Studie von Rahman und Kolleg*innen ist, dass es Ungleichheiten bei der Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Akzeptanz der Gesundheitsführsorge bei älteren Erwachsenen in ländlichen Gebieten gibt. Dies führt zu einer wachsenden Diskrepanz in der Lebenserwartung zwischen städtischen und ländlichen Gemeinden nach der Diagnose Demenz. Mithilfe der Studie sollen Strategien entwickelt werden, um die rechtzeitige Diagnosestellung und den Zugang zu unterstützenden Diensten für ältere Erwachsene in ländlichen Gemeinden zu verbessern.
Daten von tausenden Versicherten ausgewertet
Demenzielle Erkrankungen vom Typ-Alzheimer und verwandte Demenzerkrankungen betreffen in den USA etwa 14 % der über 70-Jährigen und mehr als 37 % der über 90-Jährigen. Dabei leben – in den USA wie in Deutschland – mehr ältere Erwachsene in ländlichen Regionen als in städtischen. In die Studie wurden alle Erwachsenen über 65 Jahre eingeschlossen, die zwischen 2008 und 2015 als Leistungsempfänger*innen bei Medicare gemeldet waren.
Ältere Erwachsene, die bei Diagnosestellung in einer Stadt leben, leben länger
Unter den Versicherten, bei denen im Jahr 2008 eine Demenz diagnostiziert wurde, lebten die Einwohner*innen von großen Städten länger als diejenigen in kleineren und ländlichen Gemeinden. Die Überlebensrate nach 7 Jahren war in Metropolregionen um etwa 14 % höher als in nicht städtischen Kreisen.
Die Forscher*innen gehen davon aus, dass alle Formen der Demenz in ländlichen Regionen nicht vollständig bzw. zu spät diagnostiziert werden und sich dadurch die Überlebenszeit verringert. Das ist vor allem einem erschwerten Zugang zu Gesundheitsdienstleister*innen auf dem Land geschuldet. Spezialisierte Ärzt*innen sind in den großen Metropolregionen angesiedelt. Durch diese Gegebenheiten sind die Diagnosemöglichkeiten auf dem Land reduziert und es erfolgt eine zu späte Diagnose.
Demographischer Wandel spitzt die Versorgungslage weiter zu
Zusätzlich sind Menschen mit Demenz im ländlichen Raum auch vermehrt auf die Pflege von Angehörigen angewiesen. Mit der Alterung der Bevölkerung wird jedoch mit einem Rückgang der pflegenden Angehörigen gerechnet. Jährlich erbringen informelle Pflegepersonen über 18 Milliarden Stunden unbezahlter Pflege für Menschen mit Demenz in den USA. Ein Rückgang der Verfügbarkeit von pflegenden Angehörigen wird die Nachfrage nach formellen Unterstützungsdiensten erhöhen, die Verfügbarkeit und der Zugang zu solchen Diensten in ländlichen Gebieten ist jedoch begrenzt.
Neue Strategien müssen entwickelt werden
Um die Spaltung zwischen städtischen und ländlichen Regionen in der Gesundheitsversorgung aufzuhalten, fordern die Forschenden neue Strategien, damit Betroffene schon in einem frühen Stadium der Demenz behandelt werden können.
Hier finden Sie die Studie: Rural-urban differences in diagnostic incidence and prevalence of Alzheimer’s disease and related dementias (2021)